Am 11. Januar jährt sich zum 80sten Mal der Todestag von Emanuel Lasker. Wir veröffentlichen aus diesem Anlass einen kleinen Beitrag über das Lasker Manöver.
Anlässlich des 80. Todestages von Emanuel Lasker möchten wir euch eine Endspiel-Studie von Emanuel Lasker zeigen. Diese ist als Lasker Manöver in die Schachgeschichte eingegangen.
Die Studie wurde im Jahre 1890 in der Zeitschrift »Deutsches Wochenschach« veröffentlicht, also rund vier Jahre bevor Lasker Weltmeister wurde. Lasker war zu diesem Zeitpunkt 21 Jahre alt.
Die Veröffentlichung hatte grundsätzlichen Einfluss auf den Begriff der modernen Studie im Schach.
In Abgrenzung zum gewöhnlichen Problem zeichnet sich die Studie durch eine Reduktion auf das Wesentliche aus. Studien enthalten möglichst keine unnötigen Figuren, welche gar nicht an der Problemstellung und Lösung beteiligt sind. Solche unnötigen Figuren, welche die Qualität einer Studie schmälern, werden als Nachtwächter bezeichnet.
Bei normalen Kombinationen und Problemen findet man hingegen häufig „unbeteiligte“ Figuren, insbesondere wenn sie aus Partien hergeleitet wurden.
Die Reduktion auf das Wesentliche und häufig anzutreffende geometrische Muster in Stellung und Zugabfolge schaffen einen ästhetischen Genuss, welche den Charakter der Kunst im Schachspiel besonders deutlich zum Ausdruck bringt.
Es gab zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Studie zwar schon eine grobe unfertige Skizzierung des Begriffs Studie durch Andere, aber das gesamte Thema lag schon einige Jahre in einer Art Winterschlaf und Laskers Beitrag kann durchaus als Anstoß für die gesamte Welt der Endspiel Studien gesehen werden (Vergleiche auch die Ausführungen von Jürgen Fleck im Lasker Kompendium "Emanuel Lasker: Denker, Weltenbürger, Schachweltmeister").
Aber nun zu der Ausgangsstellung:
Wir haben ein Turmendspiel vor uns, in welchem beide Seiten einen vorgerückten Freibauern besitzen, der jeweils kurz vor der Umwandlung steht. Jede Seite hat ihren Turm hinter den Bauern des anderen platziert, um eine eventuell entstehende Dame sofort zu schlagen. Zudem deckt der Turm jeweils den eigenen Freibauern.
Hierdurch entsteht eine schöne Geometrie.
Kann nun Weiß einfach den König zur Seite ziehen und den Bauern umwandeln?
Auf Kd7 folgt Td2 Schach und nun nach Kc8 oder Ke6 gleich wieder Tc2 und der schwarze Turm würde wieder die Umwandlung des Bauern bewachen.
Schlägt nun Weiß mit seinem Turm den Bauern h2 dann schlägt Schwarz den weißen Bauern auf c7.
Weicht der weiße König auf die andere Seite mit Kb7 aus, dann folgt natürlich auch Schach mit Tb2 und nachfolgend wieder Tc2.
Die Frage stellt sich, wie Weiß vorankommen kann?
Die Lösung besteht aus einer Kombination aus Abdrängung und Ablenkung welche dann die Umwandlung ermöglicht.
Nach dem Beginn mittels 1. Kb7 Tb2 zieht Weiß 2. Ka7! Tc2 und nun kann Weiß mittels 3. Th5 den schwarzen zu Ka4 zwingen (nach Kb4 4.Kb7 würde die Umwandlung unmittelbar folgen).
Nun kann Weiß mit 4. Kb6 fortsetzen (droht Th2) worauf Schwarz wieder Tb2 Schach geben muss. Das Manöver von Weiß wird nun wiederholt: 5.Ka6 Tc2 und 6.Th4 nebst Ka3
Was nun erstaunlich ist, dass Weiß ein weiteres Mal das Manöver ausführen kann:
7.Kb6 Tb2 8.Ka5! Tc2 9.Th3 Ka2
In dieser Position ist die Lösung, das Erzwingen der Umwandlung durch Ablenkung nun recht leicht zu sehen, oder?
Richtig: 10.Th2: der schwarze Turm würde gerne den ungedeckten weißen Bauern schlagen, darf aber nicht, da er gefesselt ist.
Erzwungen ist also Th2: und 11.c8D
Wodurch ein leicht gewonnenes Endspiel Dame gegen Turm entstanden ist.
Die allgemeinen Umstände des Todes von Emanuel Lasker sind nicht zu vergessen: Er starb am 11.1.1941 im Exil in New York, geflüchtet vor den Nazis, vertrieben aus seinem eigenen Land. Er durfte nicht mehr erleben, dass die Nationalsozialisten besiegt werden konnten.