Fernschach ist bekanntlich die Form des Schachspiels, bei der sich die Partner nicht am Brett gegenüber sitzen, sondern sich an unterschiedlichen Orten befinden und die Züge postalisch oder elektronisch austauschen. Dabei dürfen alle Hilfsmittel eingesetzt werden. Früher waren das Bücher und natürlich die Beratung mit Schachfreunden. In manchen Vereinen war die regelmäßige Analyse von Fernpartien (wenn gerade keine Hängepartien anstanden) ein wichtiger Bestandteil des Vereinsabends. Heute sind natürlich Computerprogramme und Schachdatenbanken die wichtigsten Hilfsmittel.
Mit diesen Hilfsmitteln und Bedenkzeiten von mehreren Tagen pro Zug stand und steht im Fernschach der wissenschaftliche Aspekt der »Suche nach der schachlichen Wahrheit« noch weit mehr im Vordergrund als im Nahschach. Berühmte Schachspieler wie z. B. Lothar Schmid, Klaus Junge, Paul Keres, Péter Lékó, Ulf Andersson und selbst Alexander Aljechin haben auch Fernschach gespielt bzw. spielen es noch.
Organisiert wird Fernschach ähnlich wie beim Nahschach: Der Deutsche Fernschachbund (BdF) ist wie der Deutsche Schachbund (DSB) für offizielle deutsche Turniere zuständig, der Welt-Fernschachverband (ICCF) wie die FIDE für internationale. Es werden Auf- und Abstiegsturniere ebenso wie Einzel- und Mannschaftsmeisterschaften in diversen Spielklassen bis zur Weltmeisterschaft gespielt.
Mit Beginn der Saison 2017/2019 nimmt auch bei uns eine Vierer-Mannschaft an der 12. Deutschen Fernschach-Mannschaftsmeisterschaft (12. DFMM) teil: Bernhard Koerber (Brett 1), Christian Kuhn (Brett 2), Torsten Miowitz (Brett 3) und Stephan Tschirschwitz (Brett 4). Die Ergebnisse können auf dem BdF-Schachserver verfolgt werden. Gespielt wird auf einem Schach-Server. Die Mannschaft, die den 1. Platz belegt, steigt in die 2. Fernschach-Bundesliga auf, wo wiederum ein Aufstieg in die 1. Fernschach-Bundesliga möglich ist. Besonders aktiv im Fernschach ist übrigens in Berlin der SC Zitadelle Spandau.
Trotz aller Hilfsmittel sind im Fernschach immer noch Siege möglich, wie Bernhard Koerber gerade mit dem Sieg bei der 75. Deutschen Seniorenmeisterschaft gezeigt hat. Zwar ist die Remis-Quote bei Fernschach-Turnieren sehr hoch, aber wer sich nur auf sein Computerschachprogramm verlässt, kann durchaus daneben liegen. Die von Bernhard gewonnenen Partien zeigen das deutlich, bei denen sogar sehr scharfe Stellungen entstanden, die wohl von den Schach-Engines nicht recht verstanden wurden. Hier macht sich bemerkbar, dass die Bedenkzeit pro Zug im Durchschnitt 4 Tage beträgt (und nicht 3 Minuten wie im »Nahschach«, ganz zu schweigen von Blitz-Schachpartien). Ein Schachprogramm kann daher benutzt werden, um die Stellung besser zu verstehen und grobe taktische Fehler zu vermeiden, es ist dann aber auch genügend Zeit, um kreativ nach eigenen Zügen und Ideen zu suchen.